Nachlese

Schlossgespräche
"Einkaufserlebnis oder Shoppingstress".

Zur Zukunft des Einkaufens: Mit Christian Blazek (Bloomfield), Ing. Richard Lugner (Lugner City), DI Daniela Walten (BWM Architekten & Partner Wien), Johannes Zeitelberger (Moderation)

17. April 2012: Ein mehr als vollbesetzter Saal im Schloss Hernstein bewies, welchen Stellenwert das Thema Einkaufen für viele von uns hat. Drei von vier Österreichern, so Studien, gehen durchaus gerne einkaufen und knapp die Hälfte tun das am Liebsten in Einkaufszentren oder Outlet-Centern. Auf der anderen Seite stehen die Kaufleute, die mit einer immer größer werdenden Vielfalt von Ideen und Konzepten Kundenwünsche zu erfüllen versuchen.

Einen völlig neuen Weg schlägt hier Christian Blazek (Schloss Wartholz) ein. Das von ihm übernommene ehemalige LeoVille soll im nächsten Jahr als Bloomfield neu erblühen. Dabei verzichtet er auf alles "Mega" und will uns vielmehr mit einem "Paradies der Blicke" überraschen. Einer Vielzahl von wohlfeil zusammengestellten Angeboten, die sich deutlich vom üblichen Speckgürtel-Mix abheben werden, stehen attraktive Verweilmöglichkeiten für alle Altersgruppen gegenüber. "Hier findet man Güter des täglichen Bedarfs ebenso wie Möbel, Mode und Marken", erläutert Christian Blazek, "aber auch Gastronomie, Einrichtungen für Kinder und andere Unterhaltungsangebote wird es geben". Dazwischen erfreuen kulinarische Produkte aus der Region die Besucher. Dienstleister des traditionellen Gewerbes ergänzen die Palette.

Eingebettet wird dies alles in eine Grünoase, wie man es von einem führenden Landschaftsbauer und Gartengestalter Blazek selbstverständlich erwarten würde. Die stressfreie Zone beginnt im Bloomfield aber bereits am Parkplatz. Drei Meter breite Stellplätze sind nur der Vorbote für ein konsequent kunden- und dienstleistungsorientiertes Einkaufen, das in Zukunft sicher mehr und mehr Menschen begeistern wird.

Für Richard Lugner stellt sich die Sache ganz anders dar. Im Mittelpunkt seiner Strategie steht Medienpräsenz. Demgemäß sind für die Lugner City jene Zugpferde des Handels wichtig, die die Reklameblöcke von Radio und Fernsehen dominieren. Da lockt der gewiefte Baumeister seine Hauptmieter schon mal mit unschlagbar günstigen Preisen. Mit einem beachtlichen Werbebudget von €800.000 pro Jahr sowie mit der Inszenierung seiner eigenen Person konstruiert Lugner eine mediale Realität, die jedenfalls in der Zielgruppe der Lugner City perfekt zu wirken scheint. Ganz selbstverständlich nimmt er dabei die Rolle des Kasperls in Kauf. "Ich bereue nichts, ich habe immer das getan, was mir Spaß gemacht hat und damit hatte ich letztlich auch Erfolg", so Lugner. Nicht ohne Stolz erzählte er von seinen Fernsehauftritten, für die er "sogar noch bezahlt" wird und die er konsequent im Dienste der Lugner City sieht.

Weit weniger zimperlich geht er mit seinen Mietern um. Ihnen verordnet er erweiterte Öffnungszeiten und organisiert regelmäßig gemeinsame Rabattaktionen wie z.B. mit den Gastronomen der Lugner City (-50% auf alles!). "Wer da nicht mitspielt, kriegt eins drauf!", beteuert der eloquente Hausherr glaubwürdig.

Durch dieses Spannungsfeld navigierte souverän die u.a. auf Gewerbeobjekte spezialisierte Architektin DI Daniela Walten. Gemeinsam mit zwei Partnern gründete sie 2004 das mittlerweilen renommierte Wiener Architekturbüro BWM, mit dem sie bereits auf einige erfolgreiche Projekte in Handel, Gewerbe und Hotellerie verweisen kann. "Gute Architektur ist nicht nur schön, sie muss auch funktionieren!", hob Walten die kommerzielle Leistungsfähigkeit von Einkaufsobjekten hervor. Beides optimal zu verbinden hat das Architekten-Team von BWM beispielsweise mit dem 6th Floor im Kaufhaus Steffl oder dem Footsteps und den Forever21 Stores oder nicht zuletzt mit den Manner Stores & Cafes in Wien, Salzburg und am Flughafen Wien-Schwechat bewiesen.

"Zukünftige Konzepte müssen konsequent neue digitale Plattformen und Soziale Medien wie Facebook & Co integrieren", erklärte Daniela Walten, "weil das Davor und Danach für den Einzelhandel immer wichtiger wird und Kaufentscheidungen vom Konsumenten häufig schon im Internet getroffen werden". Dabei wird der elektronische Versandhandel zwar weiter zunehmen, die physischen Geschäfte jedoch kaum an grundlegender Bedeutung verlieren. Bei einigen Branchen werden die realen Verkaufsflächen zwar massiv zurückgehen, wie beispielsweise bei Tonträgern oder Büchern. Aber die Notwendigkeit echter Begegnungen von Menschen auch oder gerade beim Einkaufen, sei es nun in Outlet oder Einkaufs-Zentren, auf Einkaufsstrassen oder in Kaufhäusern wird mehr denn je von Bedeutung sein. Daher wird das Entwickeln ergänzender Angebote rund ums Shopping zu einer wichtigen Herausforderung, vor allem in den Ortskernen. Hier entsteht in Sachen Stadtmarketing massiver Handlungsbedarf seitens der Politik, waren sich die Diskutanten in seltener Eintracht an diesem Abend einig.

Das Resümee der von Johannes Zeitelberger gewohnt schlagfertig moderierten Gesprächsrunde liegt in der Gewissheit, dass künftig ein gutes Warenangebot und kompetente Beratung nicht mehr ausreichen, um im Einzelhandel erfolgreich zu bestehen. Denn selbst die beste Lage ist kein Garant für reißenden Absatz, wie das viel zitierte Beispiel des Haas-Hauses am Wiener Stephansplatz bewies. Zusätzliche Attraktoren sind erforderlich, die je nach Zielgruppe entweder klare Preisvorteile für Verbraucher hervor streichen oder aber in Wertangeboten liegen, die Sinn stiftend ein anspruchsvolles Klientel langfristig an sich zu binden vermag.

VIDEOCLIP:

Hinweis: "Ein Jahr Arbeitsmarktöffnung" ist das Thema der nächsten Schlossgespräche in Hernstein am 5. Juni 2012, veranstaltet wieder vom Wirtschaftsforum Triestingtal gemeinsam mit REGIONETaktív.

Christian Blazek erläutert die Idee von Bloomfield.

Eine launige Runde: Chritian Blazek, Richard Lugner,

Johannes Zeitelberger und Daniela Walten.

Zwei starke, wenngleich vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten,

die jeweils fest hinter ihren Konzepten stehen: Blazek & Lugner.

Lugner in voller Fahrt!

Ein vollbesetzter Saal mit einem begeisterten Publikum.

Claudia Ziehaus, Richard Lugner, Johannes Zeitelberger,

Daniela Walten, Christian Blazek, KR Josef Breiter (v.l.n.r)

Balber - Zeitelberger - Lugner

Ingrid Jeitschko (Bloomfield) mit BGM Josef Balber (Abgeordneter zum NÖ Landtag).

Alle Fotos (c) Holzinger Presse

Eine Veranstaltung des Wirtschaftsforums Triestingtal in Zusammenarbeitmit REGIONETaktív.